Freitag, 19. Oktober 2012

Bedürfnisse im Computer-Zeitalter

Giulia Maria Weide  / pixelio.de
Die Bedürfnisse beginnen sich im Computer-Zeitalter zu ändern. Während die Bedürfnis-Hierarchie nach Maslow häufig als Pyramide dargestellt wurde, da wir im Mangel der "unteren" existentiellen Bedürfnisse lebten, stellen sich die Bedürfnisse im Computerzeitalter eher als komplementär dar.

Wir leben an der Schwelle zu einem Zeitalter, wo wir uns bewusst werden, dass der grundsätzliche Mangel z.B. an Nahrungsmitteln, eine selbstgeschaffene (aber leider wirkungsvolle und fatale) Illusion ist. Zum jetzigen Zeitpunkt sind von praktisch allen Ressourcen mehr als genug für ein menschenwürdiges Leben für jeden Menschen vorhanden. Dies drückt sich nur nicht in unserer Praxis - also in Misswirtschaft - aus. Die Herausforderung unseres Zeitalters ist es, diese Fülle und einen Austausch dieser für jeden Menschen zu ermöglichen und auch zu erhalten. (Die Wirtschaftswissenschaften gehen eigentlich von einem prinzipiellen Mangel aus. Dies zu klären überspringe ich an dieser Stelle einfach mal und werde mich dem in einem anderen Beitrag widmen!)

Gleichzeitig ermöglicht uns das Computerzeitalter ein völlig neues Verständnis und einen neuen Umgang mit Kultur sowie Kulturgütern. Niemand würde z.B. das Kulturgut "Sprache" oder die dazugehörigen "Buchstaben" und "Symbole" (also die Grundbestandteile unserer Kommunikation) auf einzelne Menschen oder Menschengruppen reduzieren wollen. Kulturgüter können als ebenso "EXISTENTIELL" betrachtet werden, wie Grundnahrung, Wasser, Dach-über-dem-Kopf, etc. - und das Internet ermöglicht einen weitgehend Freien Austausch dieser "informationellen Güter" - zumindest herrscht auch hier dank der Kopierbarkeit kein Mangel!!

Zur Entwicklung der Menschheit gehört die Adaption und Weiterentwicklung von Information und Medien, wie Kunst, Musik, Filmen, Spiele, ...

Einerseits sind die Marktzyklen "informationeller Güter", bis diese zum Gemeingut werden,  an unsere schnellebige Zeit anzupassen. 
Andererseits sind existentiell überlebenswichtige Informationen, wie z.B. Medikamente zur Heilung von Epedemien (Generika) oder auch Wissen, das der Allgemeinbildung bzw. Forschung zuzuordnen ist, in Form der Verfügbarkeit (Access) grundlegend zu überdenken. 

Soweit der Freie Markt verhindert, dass Menschen ihre existentiellen Bedürfnisse befriedigen können, ist eine (staatliche) Regulierung notwendig. Grundgesetzlich ist dies durch die Würde des Menschen abgedeckt. Mit unserem "Sozialwesen" wollen wir als sogenannt "zivilisierte Menschen" jedem Menschen ein Leben in Würde ermöglichen.

Genauso sind "kulturelle Güter", spezielle "informationelle Güter" einzustufen, die der grundlegenden Kommunikation selbst, der Grundbildung, Schulbildung, Berufsbildung, - aber auch Existenzbedürfnissen wie der Gesundheit, Nahrungsmittelversorgung, ... etc. zuzuordnen sind.



In diesem Bild befinden sich die unteren Bedürfnisse der Maslow-Hierarchie (Physische Bedürfnisse, Sicherheit & soziale Bedürfnisse) im unteren Existenz-Dreieck - und die oberen Bedürfnisse (kognitive & ästhetische Bedürfnisse, Selbstverwirklichung und Transzendenz - was ich lieber populärer "Sinnfindung" nennen würde) im obigen Dreieick der "Kultur". Der "Markt" in der Mitte ist sozusagen die Personifikation der "Individual-Bedürfnisse". Nach Max Weber würde ich diesen als das Bedürfnis der "friedlichen Organisation von Verfügungsgewalt" definieren.

Diese Graphik ist nicht wirklich in der Lage die Bedürfnisse als solche darzustellen, sondern nur, dass der Markt sowohl existenzielle - wie auch kulturelle Bedürfnisse regelt ... in den Grundbedürfnissen (Sozialwesen) sowie in den Bereichen der Kulturgüter jedoch geregelt werden sollte.

Wikipedia

Laut Wikipedia hat Maslow selbst die Hierarchie der Bedürfnisse NICHT als pyramidales Dreieck dargestellt, auch wenn diese Darstellung in seinem letzten Lebensjahr bereits bekannt war. Die Darstellung in Wellen trifft daher die Überschneidung der verschiedenen Bedürfnisse (die auch allesamt gleichzeitig - mehr oder weniger - in abwechselnden, sich höher stufenden Wellen wirken) besser.

Ausserdem haben mir in der Darstellung der Bedürfnisse die komplementären negativen Aspekte deutlich gefehlt. Daher habe ich einerseits die Bedürfnisse im Kreis angeordnet und andererseits um deren Spiegelung erweitert. Mittlerweile gibt es wohl zu jedem "reinen" Bedürfnis auch die abartige pathologische Variante - also: 
  • (körperlich) schädliche Bedürfnisse - vergleichbar einer Sucht nach E-Stoffen
  • künstlich erzeugte Bedürfnisse, die nur zum SCHEIN wirkliche Bedürfnisse sind ... aber bereits derart wirken, dass manche Menschen (bewusst / unbewusst) das Trugbild und die Selbstverarschung vorziehen
  • Menschen mit dem Bedürfnis ASOZIAL zu sein, wahrscheinlich als erbärmliches zwanghaftes Muster, das nach Aufmerksamkeit, Verzeihen und gnadenloser Akzeptanz schreit.
  • krankhaft egoistische, also egomane Bedürfnisse
  • selbstzerstörerische Bedürfnisse





Obwohl mich eher der therapeutische Aspekt hinter den pathologischen und unnatürlichen Bedürfnissen reizt, die angesichts der aktuellen Krisen und dem menschlichen Potential, sich und die Erde x-fach zu zerstören, Überhand gewinnen könnten, kann ich mir vorstellen, dass auch ein paar Marketing-Strategen das krankhafte Bedürfnis verspüren, dies für den Konsumrausch weiter auszuschlachten.




Geschichte und Wesen des Urheberrechts - Eckhard Hoeffner zeigt in diesem Video auf, wie das Urheberrecht zugunsten der Kreativschaffenden anhand realer Beispiele (primär aus dem Buchmarkt) optimiert werden könnte. Dabei kann bewusst werden, dass kürzere Schutzfristen den Autoren zugute kommen und für den Kernverdienst von Verlagen genügen müssten.


Edit: Muss ich mal eben unkommentiert anfügen - wird etwas brauchen das hier einzuarbeiten....

complementary needs, Bezeichnung für die verschiedenartigen, häufig entgegengesetzten Bedürfnisse der Partner in einer sozialen Beziehung, die sich gegenseitig so ergänzen, dass jeder Partner dann, wenn er seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen sucht, dabei gleichzeitig die entsprechenden Bedürfnisse des anderen befriedigt. Beispiel: Bei einem Paar sind aggressiv-sadistische und masochistische Bedürfnisse verschieden verteilt und werden wechselseitig erfüllt. Nach einer von R.F. Winch et al. (1954) aufgestellten, empirisch aber sehr ungesicherten Hypothese sind die Ehen am erfolgreichsten, in denen die Ehepartner Komplementärbedürfnisse besitzen. 
http://www.wirtschaftslexikon24.net/e/komplementaerbeduerfnisse/komplementaerbeduerfnisse.htm

Bedürfniss bezeichnet das individuelle Empfinden eines Mangels.

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