Freitag, 14. Dezember 2012

Das Unersättlichkeitsaxiom erliegt seiner Unersättlichkeit

Benjamin Thorn  / pixelio.de
Der Mensch und die Märkte sind nicht unersättlich. Vor allem die Existenz- & Grundbedürfnisse können und müssen bis zur Sättigung in angemessener Weise befriedigt werden können. Eine Verlagerung der Bedürfnisse aufgrund der Sättigung bzw. eine Entwicklung z.B. aufgrund des technologischen Fortschritts ist natürlich und wünschenswert - sowie ein Faktor, um die Wirtschaft in ihren Kreisläufen zur Weiterentwicklung zu animieren. 


"In den Wirtschaftswissenschaften geht man davon aus, dass die Menschen unendlich viele Bedürfnisse haben („Unersättlichkeitsaxiom“). Das heißt, die Bedarfsmenge ist immer größer als die Angebotsmenge. Die in Folge dieser Knappheit definierten Wirtschaftsgüter bilden die Grundlage der Definition des Wirtschaftens. Denn da die Bereitstellung von Gütern Kosten verursacht, sind wir zu wirtschaftlichem Handeln gezwungen." (Wikipedia)

Wer gezwungen wurde soetwas auswendig zu lernen, zweifelt das wahrscheinlich kaum an. Wem dies neu ist und wer einen nicht fachmännischen Blick darauf hat, spürt vielleicht, dass bereits in dieser Annahme der Wurm drin ist. Vielleicht ist Wikipedia nicht unbedingt die beste Quelle, aber in dieser Defenition offenbart sich bereits die Verkettung unglücklicher Axiome zu dem angeblich alternativlosen Zwang, der sich hieraus ergibt. Die grundsätzlich "knappen" Güter zweifel ich bereits in meinem Artikel "Freie versus knappe Güter" an.

Eine schönere Defenition der zugrundeliegenden Bedürfnisse, die ich um die pathologischen Bedürfnisse erweitert habe, findet sich hier:

"Menschliche Bedürfnisse sind objektiv vorhandene, aber auch subjektiv empfundene Mangelerscheinungen bei gleichzeitigem Wunsch ihrer Befriedigung. Bedürfnisse sind gemäss "Unersättlichkeitsaxiom" in unbegrenzter Zahl festzustellen. In Anhängigkeit von ihrer Dringlichkeit lassen sich drei Kategorien von Bedürfnissen unterscheiden: 
  • Existenzbedürfnisse [...] 
  • Grundbedürfnisse [...] 
  • Luxusbedürfnisse [...]" 
(Grundlagen der BWL - Bachelor Kompaktwissen, Bernd Camphausen Hrsg.) 


Meine Thesen zum "Unersättlichkeitsaxiom":



  • Nicht alle Bedürfnisse drücken sich in solchen aus, die marktwirtschaftlich gesättigt werden können.

  • Nicht alle Menschen sind mit dem, was diese haben, unzufrieden - nicht alle Menschen verlangen nach immer mehr Angeboten, die marktwirtschaftlich zu befriedigenden sind. Eine nicht unbedeutende Menge der Menschheit entzieht sich diese Verhaltensmuster, das somit nicht ausreicht ein zwingendes Volkswirtschaftliches "Naturgesetz" zu formulieren.Die geistige und letztlich auch körperliche Gesundheit einer Haltung, die soziale und geistige Bedürfnisse (die nach Befriedigung von Existenz- & Grundbedürfnissen vermehrt auftauchen) durch Konsum kompensiert, kann - zumindest längerfristig betrachtet - angezweifelt werden.

  • Die Bedarfsmenge an marktwirtschaftlich bedienbaren Bedürfnissen kann nur unendlich gehalten werden, wenn die Menschen in der Masse NICHT ihre existenziellen und grundlegenden Bedürfnisse befriedigen können.

    So lange eine Masse an Menschen ihre Existenz- & Grundbedürfnisse nicht befriedigt (oder befriedigen kann), bleibt die Nachfrage an Wirtschaftsgütern der Grund- & Existenzbedürfnisse größer als das Angebot.

    Befriedigen die Menschen in der Masse ihre Grund- & Existenzbedürfnisse, die somit de facto (skalierbar / messbar!) NICHT unenedlich sind, sinkt die Nachfrage auf oder gar unter die Angebotsmenge.

    • Befriedigen Menschen ihre Existenz- & Grundbedürfnisse, dann verschiebt sich die Nachfrage vermehrt in die Richtung geistiger / sozialer und nicht marktwirtschaftlich bedienbarer Bedürfnisse - und / oder auch in Luxusbedürfnisse.

      Eine größere Nachfrage als vorhandenes Angebot kann bei Befriedigung von Existenz- & Grundbedürfnssen nur gewährleistet werden, wenn die tatsächlichen sozialen und geistigen Bedürfnisse durch kompensatorische "Luxusbedürfnisse" und das künstliche Schaffen von Bedürfnissenverlagert werden.

Witzig, wenn man das "Unersättlickeitsaxiom" bis zum Erbrechen durchdekleniert, kommt man tatsächlich bei einem Preis von Null an - und erst dann, wenn keiner trotz keines Preises das Angebot will, könne man von Sättigung sprechen? Gibt es diese Form der Sättigung also gar nicht wirklich? (siehe

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