Donnerstag, 3. Juli 2014

Richtungen, die das Ziel verfehlen

Ich bin in die Piratenpartei, weil dies die erste und bislang einzige Partei ist, die eine Antwort auf die Kulturrevolution der Neuen Medien hat.

Ich bin der Überzeugung, dass sich aus dieser Kulturrevolution (!) auch eine neue Ideologie entwickeln wird. Wir sind aber mittendrin und können daher keine wirklichen Aussagen über diese neue Idee/Ideologie treffen. Das wird sich erst entwickeln und irgendwann mal als Rückschau in Form einer bereits verfestigten Idee/ologie definieren lassen. Dann wird es aber bereits keine lebendige Idee mehr sein, sondern eine Ideologie als Gerüst, an dem man sich orientiert, über das man definiert und letztlich weniger selbst denkt - und erst recht nicht die Idee/ologie der darauf folgenden Zukunft entwickelt. Aus meiner Sicht haben Idee/ologien diese Tendenz zu erstarren, anfangs neu und eine Idee und Revolution zu sein (die ideal zu Aspekten der Wirklichkeit und des Wandels zu passen scheinen) - aber irgendwann zu Gedankenmodellen erstarren, die als Schablone über Wirklichkeit und Wandel gelegt werden, um Aspekte zu erklären und zu verdeutlichen ... aber mit der Zeit immer weniger passen und immer kleinere Aspekte (dafür teils genauer) beschreiben. Spätestens dann ist eine Idee zu einer Ideologie verkommen.

Die AUSSEN-WIRKUNG (oder eben auch Innenwirkung, wenn man sich erst kennenlernt und noch fremd zu sein scheint) benötigt Ideeologie, um sich einsortieren zu können. Wer etwas einsortieren kann, hat weniger Angst, weil es dann ja nicht mehr neu und FREMD ist, sondern eine klare Schublade hat.

Leider haben wir uns als Piraten entschieden, in Aussen- & Innenwirkung, dieses Einsortieren anhand alter politischer Schubladen mitzumachen - anstelle zu sagen: aus der Kulturrevolution der Neuen Medien entwickelt sich eine völlig Neue Ideologie, die aktuell erst in Form "einer Idee" vorliegt und daher nur schwer beschrieben werden kann. Auf der anderen Seite könnte man sagen: okay, somit haben wir zumindest etwas, um den Wählern ein Einsortieren zu erleichtern ... aber wir haben die Chance der Gunst der Stunde verpasst, um auf der Ebene von Idee/ologie etwas völlig neu und anders machen zu können (wie wir ja eigentlich behaupteten, was wir tun bzw. sein würden).

Wie sehr muss sich eine NEUE IDEE/OLOGIE an bisherigen Idee/ologien orientieren, um sich einerseits finden - aber eben auch etwas völlig Neues entwickeln zu können?

Jetzt stelle ich mir die Frage, ob die Idee/ologie der Kulturrevolution einen Kampf zwischen linken und liberalen Positionen inne hat - oder, ob dieser Kampf bereits nichts mehr mit der Kulturrevolution gemeinsam hat und dies ein gesellschaftlicher Kampf von Positionen ist, der einfach durch das "jeder kann mitmachen" in die Piratenpartei geschwappt ist.

Aber selbst wenn es hier weniger um die Kulturrevolution und mehr um die Gesellschaft geht, kann die Kulturrevolution dies nicht völlig ausblenden und muss sich damit auseinander setzen.

Allerdings, wenn dies ein gesellschaftlicher Kampf ist, dann ist es ein Kampf aller politischen Positionen, der innerhalb der Piratenpartei stattfindet (und eben nicht nur von links/sozial/liberal).

Idee/ologie der Kulturrevolution

Zunächst ein paar Impulse, was diese Neue Idee/ologie der Neuen Medien sein kann:

- die Neuen Medien / das Internet ist eine Revolution, ein Sprung vom Buch zum Web ... was unser Leben in allen Bereichen auf den Kopf stellte und eine Partei verdient, die genau das voraus ahnt!

- Die Revolution der Neuen Medien kann an der Revolution der technologischen Entwicklung nachvollzogen werden. Dies ist neben der Entwicklung der ersten Rechenmaschinen die Kommunikation mit diesen und, darauf aufbauend, die ersten Kommunikations-Sets in Form von Betriebssystemen. Gerade bei komplexen Systemen, wie auch unserem politischen, ist es nicht unsinnig, dies unter dem Blickwinkel eines Betriebssystems und aus der Sicht von Programmiersprache genau unter die Lupe zu nehmen. Auf dem politischen Betriebssystem baut die politische Benutzeroberfläche auf, die aktuell noch Zukunftsmusik ist (aber gerade deshalb vorhersehbar ist!).

- das Internet hat uns bewusst und per Klick erfahrbar gemacht, dass Landesgrenzen (vor allem "nationale", also ethnische) virtuell / geistig sind und primär nur in den kulturell gewachsenen Köpfen stecken (gleichzeitig möchte ich darauf hinweisen, dass "Grenzen" ein ungeeigneter polarer Begriff ist - vergleichbar der Transparenz - schliesslich glänzen wir Piraten ja auch durch Grenzverletzungen unterschiedlicher Art (und die NSA fußt halt leider auch auf Formen der Transparenz bzw. bricht das Komplementär des Datenschutzes).

- In unserer Generation wird die Eroberung des Weltalls vorbereitet. google & Co. planen bereits die Vorkommen auf naheliegenden Himmelskörpern abzubauen. Die Idee/ologie der absoluten Knappheit, auf der unser gesamtes Wirtschaftssystem fußt, wird dadurch in Frage gestellt. In Realität gibt es von allen Rohstoffen UNENDLICH viel - universell gesehen. Auch lokal läßt sich das Phänomen nicht mehr mit "Knappheit" formulieren, während wir für 20 Milliarden Menschen zu Essen haben - aber 1/3 an Hunger leidet. Wir werden also lernen müssen, dass (und wie) genug für alle Menschen da ist (auch ide Überbevölkerung ist aus meiner Sicht eine eingebildete Angst, die nur durch Hunger und Armut ausgelöst wurde). Wir werden Kreislaufwirtschaft oder Formen davon lernen und leben müssen. Gäbe es wirklich "Knappheit", dann wäre Müll ein Hohn. Müll zeigt uns deutlich, dass es nicht die Knappheit ist, die uns treibt, sondern diverse Süchte, Verschwendung und eine verdrängende Geschwindigkeit. Die Schlagworte der Kulturrevolution werden diesbezüglich ACCESS / Zugang und Organisation (statt Verteilung) sein.

- "Commons" & "Access" sind auch so Themen ...

In Kürze: Ein Vollprogramm liesse sich komplett und direkt aus den (R)Evolutionen des Internets ableiten ... und genau das wäre eine Neue Idee/ologie


Die Kulturrevolution macht alte politische Systeme an- & hinfällig

Es ist aus meiner persönlichen Sicht nicht völlig unsinnig, sich genauer in alten Idee/ologien einzuwurschteln und zurecht zu finden. Ich sehe es aber für die Piraten als absolut unabdingbar und zwangsläufig, diese neue sich anbahnende Idee/ologie mit-zu-entwickeln... wenn die Piraten auf ihrem eigenen Kurs bleiben wollen. Dabei sei ganz besonders darauf hingewiesen, dass die Kulturrevolution im vollen Gang ist und sich eine - auch politische - Idee/ologie auch ohne Piraten entwickeln wird. Sich in dieser Kulturrevolution (neu) zurecht zu finden, das ist ein Höheres Ziel, von dessen Fahrwasser die Piraten profitieren könnten. Die Wellen werden vieles Altes wie an Klippen zerschlagen - oder eben wir werden von den negativen Folgen (wie Überwachung / Kontrolle / ...) überrollt. DAS ist die eigentliche politische Aufgabe in der aktuellen (R)Evolution!







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