Dienstag, 8. Juli 2014

Transparente Kritik

“Transparenz” ist aus meiner persönlichen Sicht unser spannendster und komplexester Knackpunkt. Das liegt in erster Linie an der POLARITÄT von Transparenz. Denn das Komplementär von Transparenz ist u.a. der Datenschutz und die Intimsphäre. Die Transparenz hat also Grenzen, die je nach Situation völlig anders sein können! Was machen wir? Wir fordern möglichst absolute, umfassende – ja soviel Transparenz, wie nur möglich.

Die Piratenpartei forderte Transparenz – und ja, was wollt Ihr eigentlich, die NSA hat sie geliefert!!

Die Piratenpartei wurde in erster Linie als eine sehr fortschrittliche – ja sogar Internet-Partei – wahrgenommen. Wir haben NIE in unserer Marketing-Wirkung klipp und klar gesagt:

“Diese neue Technologie, die da gerade unser aller Leben komplett (!) verändert, hat viele tolle Vorteile … aber eben auch Risiken und Gefahren. Wir, die Piratenpartei, kennen uns da aus – und auch wenn wir selbst noch nicht ganz durchblicken, was dieser Paradigmenwechsel so alles mit sich bringt, wir erklären Euch das herzlich gerne.”

Nein, absolut nicht! Zumindest nicht in dieser Klarheit.

Wir haben nicht einmal Transparenz wirklich definiert … *looooool*

Und? Liefern wir??

Dem aufmerksamem Bürger und Wähler wird nicht entgangen sein, dass wir auf Dutzenden oder gar Hunderten Webseiten tatsächlich Bruchstücke dieser Transparenz liefern. Wenn man da bloß nicht versehentlich in eine Mailingliste gerutscht ist und die Schattenseiten der Transparenz hautnah miterleben darf…

Nein, tatsächlich … wir werden zwar unserem eigenen – ursprünglichen – Anspruch möglichst absoluter Transparenz nicht gerecht. Aber immerhin, wir liefern unsere Nebeneinkünfte. (Toooooor, Toooor, Tooor, … welch Helden und Heilige … und wo kann ich alle Eure Entscheidungen nachvollziehen, also verstehen … und die dafür benötigten Zusammenhänge, Begriffe und Beteiligten kennenLERNEN???)

Wir sind bis heute nicht auf die Idee gekommen, dass es auch partei-intern Schutzräume braucht, die eben nicht transparent sein sollen / müssen / können / dürfen…

Nein, alles muss transparent sein!! Gleichzeitig wissen wir natürlich, dass dies einer absoluten Überwachung gleich kommt und sich die Menschen unter absoluter Transparenz anders verhalten und nicht unbedingt nur positiv verändern. Aber so lange wir Leute haben, die sich auch öffentlich Scheiße an den Kopf werfen, kann dies ja so unterdrückend nicht sein …

Wir sind in einem Transparenz-Wahn … und fordern den Gläsernen Staat (voll cool und vor allem transparent, nicht wahr?) … und … was wollen wir eigentlich, das Merkelphone wird doch abgehört?

Nein, ein Geheimdienst hat uns das versichert und somit klargestellt, dass unser restlicher Staat schonmal GLÄSERN ist. Check, Ziel praktisch erreicht. Wir können in Kürze einpacken.

Fazit: Und dann kam Snowden mit der NSA um die Ecke und wir lagen schon bei unter 5% am Boden … wunderten uns, dass wir nur noch unter “Sonstige” geführt wurden und nicht als DIE Kompetenz in Sachen Überwachung und Transparenz betrachtet wurden.

Ganz ehrlich? Wir sind keine Kompetenz in diesen Dingen! Wir haben – gemeinsam mit den Bürgern – gelernt und selbst die besten Steilvorlagen geliefert, um lernen zu können … und dank unserem eigenen Chaos (tryal & error) hat jetzt die Bevölkerung im Kontext NSA & Snowden selbst die nötigen ERFAHRUNGEN gemacht und kann das

ZWEISCHNEIDIGE SCHWERT TRANSPARENZ

in etwa einschätzen.

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