Mittwoch, 7. November 2012

Mehr als "nur" Transparenz

Transparenz hat nicht nur Grenzen - Transparenz geht nicht weit genug und verkümmert mehr und mehr als abgelutschter rein technokratischer Begriff.


Gerd Altmann / pixelio.de
  • Die "Publizität" von Kant ist mit den heutigen Möglichkeiten praktisch erreicht, womit Kant eventuell an seine Grenzen stößt. Dennoch geht die Publikative weit über die Forderungen nach Transparenz hinaus und bietet ihr einen philosophischen Unterbau. 

  • Auch die Forderungen von Habermas nach einem öffentlichen Diskurs wird durch die aktuelle Fokussierung auf die Transparenz regelrecht unterschlagen. Transparenz beinhaltet nicht, daß die Öffentlichkeit die Inhalte versteht oder nachvollziehen kann. Transparenz an sich holt weder den Bürger dort ab, wo dieser steht - noch wird der Bürger von nackter Transparenz mitgenommen und eingebunden.
"Die Forderung nach Transparenz selbst stammt nicht aus dem Repertoire der klassischen Politik, sondern entspringt, wie auch die Piraten und ihre Parteifreunde, dem weiten Feld der Computer- und Internet-Technologie. Sie entstammt also nicht der Realpolitik, sondern reduziert das Politische auf das bloße Verfahren. Inhalt wird durch Information ersetzt, Freiheit ist kein Begriff mehr, sondern nur noch Propaganda. [...] 

Transparenz ist der Fetisch der Kommunikationsgesellschaft. Sie wird spätestens dann zur Ideologie, wo sie zum Zweck an sich deklariert und die schwierige Arbeit am Begriff, das Denken, in der Überzeugungskraft des bloß sinnlichen Erlebens, in Illustration, Illusion und Abbild aufgelöst wird. Transparenz ist eben nicht reflektiertes Verstehen, sondern einfach nur Durchsichtigkeit. Die Rhetorik der Transparenz folgt der bloßen Meinung: Allein um möglichst viele per Transparenzverfahren zugänglich gemachte Informationen verarbeiten zu können, muss auf jede Methode – also auf jeden womöglich versteckten Umweg – verzichtet werden; die freie Rede ist die unmittelbare Rede, der kein Gedanke und kein Denken mehr vorhergehen muss."  Aufklärung statt Transparenz (jungle world)


Eine Anbindung an die philosophischen Grundlagen würde auch die älteren Generationen "mitnehmen" und einbinden - ganz zu schweigen vom größeren Wirkungsradius und Tiefgang, den die Forderungen damit erreichen würden.

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