Der Zins
und Zinseszins wurde als eine Hauptproblematik der Krisen
ausgeklammert, da der „fehlende geschöpfte Zins“ in Wirklichkeit
versteckt sehr wohl mitgeschöpft werden würde bzw. durch mehr
Geldschöpfung / Kreditvergabe einfach ausgeglichen werden könnte.
Der
Zinseszins-Effekt (indem sich einige Staaten aktuell befinden)
entstehe nur, wenn die Kredite nicht getilgt werden. Also könne die
Problematik gelöst werden, indem die Tilgung als Lösung betrachtet
wird (genügend bzw. weitere Kredite / Kapital zur Verfügung
stünden?).
Das ist für mich erstmal neu und ich möchte begreifen wo dieser angeblich fehlende Zins am Ende dann auch wirklich geschöpft wird.
Das ist für mich erstmal neu und ich möchte begreifen wo dieser angeblich fehlende Zins am Ende dann auch wirklich geschöpft wird.
Eine Gegenargumentation:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Zins/Aufschuldung_des_Geldsystems
Die
Zins-Kritik vereinfacht:
Stell
Dir vor es gäbe an insgesamter Geldmenge nur einen Geldschein im
Wert von 100,- €
Wird
dieser als Kredit mit 3 % vergeben dann muss ein 103,- € Schein
zurück gezahlt werden, obwohl es nur einen 100,- € Schein gibt.
Der Zins würde folglich in der Geldschöpfung fehlen.
- Da Banken auch zurück geführte Kredite und Gewinne aus Krediten wieder in die gesamte Geldmenge einfließen lassen – diese dadurch steigt (?) - fehlt in der Geldmenge die Zinslast nicht.„Wie bereits oben erwähnt, werden in der Realität die gezahlten Zinsen, die ein Kreditnehmer der Bank zahlt, über das Eigenkapital der Bank wieder zurück in den Wirtschaftskreislauf gebracht, und könnten dort, unter anderem auch dazu benutzt werden, wieder als Zinszahlung an eine Bank bezahlt zu werden. So bezahlt zum Beispiel ein Bankangestellter, der einen Immobilienkredit hat, seine Zinsen aus seinen Lohnzahlungen, die aus dem Eigenkapital der Bank kommen. Diese Lohnzahlungen sind aber nichts anderes als die Zinseinnahmen der Bank. Aber auch ein Dividendenempfänger von Bankaktien kann mit der gezahlten Dividende wieder einen Kredit abzahlen, bzw. die Zinsen dafür bezahlen.“
Diese
Darstellung geht davon aus, dass mindestens die zusätzlichen
Zinsforderungen in der gesamten vorhandenen Geldmenge durch die Bank
mit geschöpft werden:
- Zurück gezahlte Kredite fließen über die Bank wieder in den Geldkreislauf und werden teils ja auch zur weiteren „magischen Geldvermehrung“ genutzt.
- Der Umsatz und Gewinn aus den Kreditvergaben fließt über die Bank, Ausschüttungen von Dividenden oder Ausgaben der Bank (wie Personalkosten) wieder in die Gesamt-Geldmenge ein.
Mir
fällt es noch schwer zu sehen, dass hier exakt das – oder
zumindest genug an Mehr-Geld geschöpft wird, dass die Zinsrechnung
am Ende wirklich aufgeht.
Auch
überzeugt mich nicht wirklich, dass diese Mehr-Geldschöpfung dann
bei der Bank bzw. in deren Dividenden liegt – bzw. ein Teil davon
z.B. über die (Personal)Kosten der Bank auch wieder in den
Geldkreislauf kommt. Denn hier liegt das Geld nicht unbedingt da, wo
es dann gebraucht wird – auch wenn rechnerisch die Geldmenge
vielleicht dem entsprechen könnte, was an Zinsforderung vorliegt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Geldmenge |
Müsste
man nicht prinzipiell durch die angeblich fehlenden Zinsen in der
Geldschöpfung aufstocken – ist dies dann nicht am Anwuchs der
insgesamten Geldmenge ablesbar? Wahrscheinlich nicht, weil diese ja
auch aus anderen Gründen wächst.
Jede
Geldschöpfung mit Zins zwingt jedenfalls zu weiteren
Geldschöpfungen, mehr Geld drucken – um dem Zins auch vorhandenes
Kapital gegenüberzustellen. Wenn dies durch die zusätzliche direkte
Geldschöpfung der Banken ausgeglichen wird oder buchhalterisch über
die Gewinne der Bank nicht nur zurück geführt – sondern als
zusätzliche Mehr-Geldschöpfung eingegeben wird, dann ist das
klasse. In jedem Fall muss es zu dieser Mehr-Geldschöpfung kommen –
ein Wachstumszwang.
Auch
wenn ich mir persönlich bei diesen Zins-Fragen noch nicht sicher
bin, ist dies doch sehr gut geeignet, um die weiteren Probleme des
Geldsystems wie an einer Perlenschnur aufzufädeln.
- Sparen & Horten
Durch Sparen & Horten wird die Geldmenge verknappt.
Es wird also noch mehr an Mehr-Geldschöpfung benötigt als nur durch die Zinsproblematik.
Da keine Umlaufsicherung des Geldes existiert, kann nicht davon ausgegangen werden, dass grundsätzlich genügend Geld an der benötigten Stelle vorhanden ist. Oder anders ausgedrückt: Die (künstliche) Knappheit von Krediten / Kapital ist nicht gelöst, selbst wenn das Zins-Rechenspiel mathematisch funktioniert.
Mit
Sohn und Patjuli auf der Demo gegen den Fiskalpakt / ESM in Berlin. |
- Auch die Verteilung ist nicht unbedingt so gewährleistet, dass das Kapital dann dort ist oder erzeugt werden kann, wo es gebraucht wird. Vielleicht ist mathematisch genügend vorhanden – aber am falschen Platz (z.B. durch Sparen & Horten).
- Recht auf Kapital
Es stellt sich die Frage ob es – alleine schon auf Basis / als Basis der Grundrechte – eine Art Naturrecht auf Kapital gibt.
Die Kreditvergabe der Banken ist also ebenso in Frage zu stellen, wer für was Kredit bekommt.
Angenommen es würde eine Geldschöpfung in der Zinsrechnung fehlen, dann wäre dies kein Problem, wenn diese Geldknappheit durch erneute Kredite / zusätzliche Mehr-Geldschöpfungen ausgeglichen wird.
Geldmangel alleine dürfte kein wirklicher Grund für Insolvenzen und den Pleitegeier sein, wenn es die Aufgabe der Geldschöpfung ist für Kapital zu sorgen.
Wenn die Geldschöpfung durch Kredit in Bürgerhand ist, dann ist das Recht der Bürger eine Art Recht auf diese Kredite – dann sind diese Kredite die Dienstleistung am Bürger, an der Gesellschaft. Und dann ist auch der Kreditnehmer ein Dienstleister am Bürger, da er sich ja insofern – mitsamt seines Ausgaben-Netzwerks – an der Geldschöpfung und in Verkehr bringen beteiligt.
Die Bürger tragen die Risiken der Geldschöpfung – und sollten daher auch die Vorteile in Anspruch nehmen dürfen.
Es ist vorstellbar eine Bank zu retten, die mit ihren Krediten nur soziale und ökologische Zwecke ermöglicht hat (aber solche Banken stehen in der Krise auffällig gut da) – weil hier ein Mehrwert für die eigentlichen Geldschöpfer, den Staat und seine Bürger ersichtlich ist.
Es ist allerdings mehr als fraglich Banken zu retten, die mit Ihrer Kreditvergabe nicht der Gesellschaft gedient haben. Nur Banken, die ihrer Aufgabe gerecht wurden und den Bürger mit Kapital versorgten, innovative Existenzgründungen und somit auch Arbeitsplätze ermöglichten, sind rettenswert. Banken, die den Menschen aus dem Blickfeld verloren haben, Waffen produzieren und Kriege fördern, die Umwelt vergiften, … etc. könnten an dieser Stelle eigentlich einfach aussortiert werden, auch wenn dies dann wahrscheinlich eine Mehrheit ist.
Kurz: Es muss untersucht werden, ob die fraglichen Banken notwendig waren / sind, dass genügend Kredit für Bürger und Wirtschaft vorhanden ist – oder wurde Kapital aus dem realwirtschaftlichen Kreislauf in „Blasen“ abgeführt und dem eigentlichen Auftraggeber der Geldschöpfung, dem Bürger, verweigert? Vielleicht sollte man die Chance nutzen und sich der schädlichen Banken entledigen, indem man nach vergleichbaren Kriterien pleite gehen lässt bzw. rettet.Zu retten sind die demokratische Geldschöpfung und die eigentlichen Aufgaben Geldes.
- Interessant ist auch:§ 248 BGB Zinseszinsen
(2) Sparkassen, Kreditanstalten und Inhaber von Bankgeschäften können im Voraus vereinbaren, dass nicht erhobene Zinsen von Einlagen als neue verzinsliche Einlagen gelten sollen. Kreditanstalten, die berechtigt sind, für den Betrag der von ihnen gewährten Darlehen verzinsliche Schuldverschreibungen auf den Inhaber auszugeben, können sich bei solchen Darlehen die Verzinsung rückständiger Zinsen im Voraus versprechen lassen.
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Zins/Zinseszins_bei_Krediten%3F
- Im Falle von Vollgeld spielt der Zins eine untergeordnete Rolle, da Zentralbankgeld ohne Zins ausgegeben wird. Interessant in diesem Zusammenhang sind die Fragen wie dies Geld in den Geldkreislauf eingegeben wird – ob durch eine Bürgerdividende an jeden Einzelnen, zur Tilgung der Steuerschulden, für primäre Staatsaufgaben, … usw.
- Was sind denn die Konsequenzen, wenn das Zinseszins-Modell recht hat?
Dann befindet man sich z.B. in einem Land, wo der Schuldenberg so exorbital wächst, dass zur Aufrechterhaltung neue Schulden aufgenommen werden müssen.
Und im Falle von Bürgern und Unternehmen droht bei Überschuldung die Insolvenz und der Pleitegeier.
Die Frage sei erlaubt, ob wir gesellschaftlich Insolvenzen wünschen, die auf das Konto der (künstlichen) Geldverknappung gehen? Inwieweit müsste es ein Recht auf Kapital geben – oder eine Regulierung, wem wann und wieso der Geldhahn zugedreht wird.
Es ist ganz einfach – wer den Begriff “Zinskritik” verwendet, ist noch immer religiös:
AntwortenLöschenhttp://www.swupload.com//data/Das-Juengste-Gericht.pdf
Entschuldigen Sie, von einem Begriff auf einen Menschen schliessen, zeugt für mich von maximaler Oberflächlichkeit. Hier wird ein Begriff inhaltlich auseinandergenommen - keine Nähe, sondern Distanz und Reflektion zu Begriff wie Inhalten geschaffen. :-)
AntwortenLöschenSie haben den Begriff ja selbst geschrieben - hier in Ihrem Kommentar. Gilt das jetzt für JEDEN?
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